Vor vielen Zuhörern gaben «Wood and Metal Connection » unter der Leitung von Susanne Theiler ein umjubeltes Konzert. Auch Gastsolist und Percussionist Beat Föllmi vermochte die Leute mit seinen vielen Instrumenten zu überzeugen. Die opulente musikalische Weltreise liess Träume auferstehen.

Wie soll man ein solches Konzert beschreiben, eine derartige Tonfülle, die durch viele bun-te Bilder einen in den Bann zog. Die gut sechzig Musiker bereiteten ihrem Publikum ein Hör-Erlebnis der Sonderklasse. Das bedeutete, dass man sowohl in der Pause wie auch am Schluss aufwachte in fernen Ländern und schönen Eindrücken. Dieser Abend beeindruckte einen auf so nachhaltige Weise, dass die Bilder und Töne noch zu Hause in einem waren. Man schlief in Mexiko, in Arabien, in Afrika oder «Unter blauem Himmel» bei einer Ballonfahrt ein – und träumte gleich weiter.

Gefangen in Stimmungen
Doch lassen wir das Erlebte noch einmal Revue passieren. Wer kennt nicht den Film «Maske des Zorro»? Der Unabhängigkeitskrieg der Mexikaner kam voll Pathos rüber. Das rhythmische Klatschen am Anfang, die Geigen am Schluss vermochten den Spannungsbogen atmosphärisch dicht zu halten. Die Spannung hielt bis zum Schluss.

Einen Sprung über ein paar Jahrzehnte in den amerikanischen Sezessionskrieg vollführte «American Salute». Ein bekanntes irisches Volkslied wurde da in militärisch-wuchtigem Marschschritt umgesetzt. Dabei tauchten Bilder auf, wie man im Krieg frohen Schrittes in den Tod läuft – und wie sich alles legt. Eindrücklich.

«Dances with Wolfes» liess eine Westernszenerie auferstehen. Die Beziehungen Weisser mit Indianern, deren karges Leben, ihr Kampf gegen die Unterdrückung – ihr Untergang mit «Schüssen». Das schlussendliche Ende einer Kultur, das konnte man alles in den musikalischen Bildern aufnehmen. Sogar den Untergang der Sonne erlebte man in gezogenen Bögen mit, die Wehmut nach einer noch nicht allzu fernen Zeit erzeugten. Grossartig.

Die beste aller Welten fin-den – darum geht es in «Candide », einer musikalischen Komödie in zwei Akten. 1951 waren die Librettistin Lillian Hellman und Leonard Bernstein bei einer Unterhaltung darauf gekommen, aus dem Roman von Voltaire ein Musical für den Broadway zu machen. Die schwungvolle Ouverture riss schon damals die Besucher des «Martin Beck Theatre» in New York, wo «Candide» 1956 uraufgeführt wurde, in ihren Bann. So erging es ganz sicher auch dem «Zwei-Raben-Publikum» am Samstagabend. Die einen warm umhüllenden Töne im «Geigenhimmel » und die weichen Klarinettentöne gaben ein wohliges Gefühl, liessen einen von der Zeit ihrer Entstehung, der Nachkriegszeit, träumen.

Perkussionist in einer eigenen Liga
Vor und nach der Pause wurde mit dem Perkussionisten Beat Föllmi ein brillanter Gegenpunkt gesetzt. Der Zuger Künstler hat auf seiner Weltreise Rhythmus-Instrumente gesammelt – und er beherrscht sie meisterhaft. Seine Soli holten einen in eine andere Welt voller Schläge und Rhythmen. Ein Erlebnis, ihm zuzuhören und mit dem Fuss «mitzutakten »! Auch er war auf seiner Weltreise beeindruckend.

Der Schweizer Komponist Toni Leutwiler wäre dieses Jahr hundertjährig geworden. Ihm zu Ehren führte das Orchester zwei seiner Werke, «Unter blauem Himmel» und «Ballonfahrt» auf. Der Wegbereiter des Jazz vermittelt in den Stücken ein Feeling aus einer Grandhotel-Halle, wo man am Nachmittag bei Kaffee oder Tee mit einem Stück Kuchen diese leichte Musik wie eine beschwingte Brise geniesst. Sympathisch, dass sein Sohn und Mitglieder seiner Stiftung die Aufführung beehrten.

«The Last Samurai» brachte in einer bewegenden Wiedergabe die Macht, die Grösse des Samurai-Zeitalters hervor. In den melancholischen Momenten leuchtete die ganze Tragik ihres Untergangs – beeindruckende Tonmomente.

Ein grosser, unendlicher Horizont tat sich bei «Out of Africa» auf. Das Orchester suggerierte eine langsame Kamerafahrt über die Steppen, Giraffen, Zebras und Löwen in träger Ruhe mitnehmend.

Tausend und eine Nacht beschwor «Arabian Dances» her-auf. Nach getragenem Anfang entwich der Flaschengeist. Bauchtanz erstand vor meinem Auge, das Licht spielte mit der musikalischen Basarstimmung, verstärkte sie.

Ja, und dann kam man am Heimathafen an, der Traum war jäh zu Ende. Der Applaus über dieses musikalische Erlebnis wollte kein Ende nehmen. Eine Standing Ovation war nur logisch. Die Musiker und ihre Leiterin Susanne Theiler erhielten überschwängliche Lobbekundungen.

Super, dass sie das dankbare Publikum mit einer Zugabe beschenkten. Und da spürte man erneut, mit welcher Lust und Freude das Orchester den Intentionen seiner Dirigentin folgte. Die Violoncellisten liessen im Spiel ihre Instrumente kreisen. So kommt Musik auf der andern Seite in die Herzen. Berauscht entliess das Orchester das Publikum mit dem Hinweis, das nächste Konzert am 20. April nächsten Jahres ja nicht zu verpassen. Nun denn, Vorfreude ist erlaubt!

Text von Paul Jud, erschienen im Einsiedler Anzeiger am 31.10.23

Gewaltiges, nachhaltiges Musik-Erlebnis